meine Frage aus dem Innen
… der letzte Moment an dem Ihnen nun vertrauten Ort – wie ist er Ihnen, und welche letzte Antwort mögen Sie ihm geben?
Bildende Künstlerin
… der letzte Moment an dem Ihnen nun vertrauten Ort – wie ist er Ihnen, und welche letzte Antwort mögen Sie ihm geben?
Gibt es für Sie ‚Leere‘, und was birgt sie in sich?
Was erleben Sie im Abschied, und wie gelingt es Ihnen, loszulassen?
Wodurch wird Ihnen etwas zur Heimat, und gibt es gar mehrere Heimaten, die Sie für sich fanden?
Woraus schöpfen Sie das Urvertrauen für Ihr Sein?
Wie beeinflusst das Ungewisse Ihr Sein – weshalb ist es Ihnen Last, oder weshalb ist es Ihnen Lust?
Haben Sie einen Traum, von dem Sie glauben, er erfülle sich nie, und der Sie doch immer begleitet?
Welchen Raum geben Sie dem Schlaf in Ihrem Leben?
‚anfangen … aufhören‘ – in welcher Weise binden Sie beide ein in Ihr Tun?
Welches Wesen liegt für Sie dem Wort ‚Moment‘ zugrunde?
Wenn Sie Ihr Leben von oben betrachten, wie verläuft dessen Spur, und zu welcher Form ist es gereift?
Was ist das Erste, und was ist das Letzte am Tag, das Sie bewusst wahrnehmen?
Wie gelingt es Ihnen, sich auf engstem Raum frei zu entfalten?
Was empfinden Sie in jenen Momenten, da Sie frei sind?
Was war Ihnen das schönste Geschenk dieses dahinscheidenden, bald schon gestrigen Tages?
Ihr eigener Faden hat sich gnadenlos in sich selbst verfangen, wie gelingt es Ihnen, diese Verschlingung zu lösen?
Wenn Sie Ihr eigenes Spektrum vor sich aufgespannt betrachten, was können Sie besonders gut, und was will Ihnen nie gelingen?
Gibt es Ihres Erachtens ‚Wirklichkeit‘, und was ist für Sie ‚wirklich‘?
Wie ergeht es Ihnen, wenn Sie warten, und was finden Sie Besonderes darin verborgen?
In welcher Weise spielen ‚Zeit nehmen‘ und ‚Zeit geben‘ in Ihr Leben?
Weshalb glauben Sie, die Zeit existiere tatsächlich?
Und wie ist Ihr ureigenes Verhältnis zur Zeit?
In welchem Verhältnis stehen für Sie Raum und Zeit?
Welches Ritual haben Sie in Ihr Leben aufgenommen, und warum ist es bedeutsam für Sie?
Wenn Sie Ihren ganz eigenen Rhythmus in Augenschein nehmen, wie ließe sich dieser beschreiben?
Von welchem Rhythmus ist der Ort geprägt, an dem Sie zumeist weilen?
Und wie ermessen Sie den Raum zwischen sich selbst und Ihrem Gegenüber?
Womit ist der Raum zwischen Ihnen und Ihrem Gegenüber in diesem Moment gefüllt?
Wie beschreiben Sie den Raum, der sich zwischen Ihrer Kindheit und Ihrem Jetzt-Sein aufspannt?
Und welchen besonderen Duft Ihrer Kindheit können Sie gut erinnern?
Welchen Duft hat der Ort, an dem Sie in diesem Augenblick verweilen?
Wo lehnt sich das Licht gerade an, wenn Sie Ihren Blick um sich schweifen lassen?
Weshalb könnte Verstrickung eine zwangsläufige Folge der Schwerkraft sein?
Wie ergreifen Sie den Raum von einem Punkt aus, an dem Sie fest verharren?
Wenn Sie Ihren Blick nach schräg links oben lenken, was offenbart sich Ihnen da?
Was ist das Besondere des Raumes, der Sie in diesem Moment umgibt?
Wenn Sie sich kraftlos, überhäuft und ausgelaugt fühlen, welche Rezeptur wenden Sie an, sich aus dieser Lage zu befreien?
Der neue Ort gibt Ihnen genug Frei-Raum, eine aufgeschobene Tat zu vollführen, welche würden Sie dafür erwählen?
Wie gehen Sie vor, diesen neuen Raum sich vertraut zu machen, und was ist Ihnen das Wichtigste dabei?
Zeit nehmen. Für den Moment. Die Bewegung. Den Kontakt. In der Langsamkeit das mich Umgebende besonders intensiv erfahren. Und bemerken, wie ich die Orte, Werke und Menschen ganz neu erlebe, wenn ich sie mit dem Körper erkunde. Es ist ein plastisches Begreifen. Ein Raum und Zeit geben. Einander. Die Augen des anderen erblicken, sie intensiv ergründen. Jedes Auge so besonders, jedes Augenpaar eine einmalige Komposition. Eine Vielfalt aus Farben, Formen und Tiefen. Dankbar für all die wunderbaren Begegnungen, bleibt eine Frage im Raum: Wenn wir uns Zeit geben würden, einander in die Augen zu blicken, wäre dann eine gewaltvolle Welt überhaupt noch möglich?
Überall entdecke ich Grenzen – außen, innen, dazwischen. Ich nehme sie deutlich wahr, wenn ich den Raum erkunde. Grenzen, die die Natur mich spüren lässt und Grenzen, die ein Ort mir zeigt. Grenzen, die mein Körper wie auch die Kleidung meinem Bewegungsradius geben. Ich bemerke Grenzen in meinem Gegenüber, dem ich begegne. Und ich erlebe diese unausgesprochene, gleichwohl sehr präsente Grenze, die eine Gruppe, ein soziales Gefüge mir vermittelt. Mitten im Erkunden der Performance eines anderen Künstlers erfuhr ich diese Grenze. Als die anderen Besucher die „Zuschauerrolle“ einnahmen, nahm auch ich sie plötzlich ein, obwohl ich doch ganz andere Bewegungsimpulse in mir spürte … Darf ich diesen dennoch einfach folgen? Ein fadenschmaler Grat, der so viel Potential in sich trägt. Wie weit sind Grenzen dehnbar? Welche Bewegungen können sich an ihnen formen, welche werden dort überhaupt erst möglich? Wie kann ich die Grenzen anderer wahren und mich trotzdem frei entfalten?
Alles ist gleich. Keine Hierarchien. Keine Bewertungen. Ich schenke dem kleinen gebogenen Grashalm auf der Wiese die gleiche intensive Aufmerksamkeit, wie dem Menschen, dem ich begegne oder dem Kunstwerk, an das ich eines Momentes gelange. Ein jedes für sich löst eigene Bewegungsimpulse in mir aus, denen ich absichtslos folge, denen ich mich hingebe. Ich erspüre das Material mit der äußersten Schicht meines Körpers und erfahre es dabei in meinem tiefen Inneren. Ich tauche in die Zwischenräume, ergründe dabei Formen, Perspektiven, ihren Raum …
Einfach losgehen, baren Fußes und über diesen unmittelbaren Kontakt, den Raum erspüren. Keine Absicht haben, kein Ziel, keine Erwartungen. Getrocknete Lehmbüschel auf und die lebendigen Risse im Asphalt lenken meine Bewegung. Ein kleines Flugsamengebilde liegt vor meinem Fuß. Ich nehme es vorsichtig auf. Zart liegt es auf meiner Handfläche. Ein Windhauch bringt es in Bewegung, nimmt meine Hand, nimmt mich mit, bis die kleine Struktur entschwebt. Auch ich werde leicht und folge ihr, begleite sie schließlich mit meinen Augen in die unendliche Weite des Himmels und werde gleichsam einer glatten gewölbten Oberfläche unter meinem Fuß gewahr, von weichem Gras umbettet …
Der erste Moment an diesem Ort. Alles ist neu. Die Landschaft ist neu, die Kunstwerke sind neu, die Menschen sind neu – für mich. Auch ich bin neu. Hier. Und dennoch keine Ausstellungsbesucherin. Meine Mission ist einzig, diesen Raum zu erkunden und dabei den Menschen zu begegnen. Wie kann mir dies in der konzentrierten Fülle hier gelingen? Was wird mich lenken, was mich leiten, und wohin lasse ich mich schließlich führen?
… ein fremder Ort, ein neuer Raum – Was tun Sie im ersten Moment, wenn Sie eintreten in solch einen Raum?